Hallo, liebe Büchermenschen!
Es ist soweit: Die Blogtour zu Kernstaub – Über den Staub an Schmetterlingsflügeln ist in vollem Gange. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß wie ich beim Lesen der Beiträge und feiert kräftig bei der Kernstaub-Geburtstagsparty mit!
Nachdem ihr euch gestern auf Geekgeflüster inspirieren lassen konntet, geht es heute bei mir mit einem anderen tollen Thema weiter: In diesem Beitrag wird sich alles um Maries wunderbaren Schreibstil drehen!
Kernstaub ist kein gewöhnliches Buch voller ausgelutschter Floskeln – oh nein, um genau zu sein, ist Maries Reihenauftakt ein Feuerwerk der Inspiration und puren Wortliebe. Mit ihrem unvergleichlichen Sprachgefühl schafft die junge Autorin es, uns in eine Welt zu entführen, die so voller Liebe zum Detail steckt, dass wir alles bildlich vor uns sehen können. Um euch zu demonstrieren, welche Gedankengebilde Marie entstehen lassen kann, möchte ich, dass ihr euch diese ausgewählten Zitate einmal genüsslich auf der Zunge zergehen lasst:
Es gibt Welten, die sind unheilbar, zerstört und verseucht von den Wesen, die in ihnen gelebt haben. Welten, die bis in die Grundfesten zerrüttet sind und verlorenen Seelen wie den unseren keinen Platz mehr bieten. Und in einer von ihnen warten wir noch immer. Vermutlich ist es die schlimmste von allen: die Wirklichkeit. – S. 8
Wo Dunkelheit so dicht ist, dass sie durch Wände kriechen kann, führen sie ein Leben, in dem die Schatten sie einengen. Das einzig wahre Licht kalt, das einzig warme Licht künstlich. Sie suchen ein Schlupfloch zum Gleichgewicht hin. Sie fangen das Chaos ein und zurück bleibt die Leere, denn nichts anderes ist übrig. – S. 174
Und die Seelen können einander verstehen. Millionen von Sprachen, jeder seine eigene sprechend, lösen sich langsam auf, kristallisieren sich zu einer eizigen, und schon bald haben viele Seelen die Sprache des Systems vergessen, die Sprache des Kerns, die Sprache ihres eigenen Seins. – S. 461
Maries Sprache ist lebendig, geradezu pulsierend. Sie wählt ungewöhnliche Wortkombinationen, spielt mit Wörtern und lässt ihr Herzblut in jede Zeile fließen. Kein Buchstabe ist willkürlich gesetzt. Am Ende des Buches hatte ich das Gefühl, nicht bloß einen Roman, sondern ein Kunstwerk in den Händen zu halten. Ich habe vor Kernstaub noch nie etwas Derartiges gelesen, und das will schon was heißen! 😉
Doch nicht nur in ihren Schreibstil steckt Marie viele Überlegungen, auch die Kapitelüberschriften sind einen Blick wert. Ich habe da so einige Favoriten (ach, was rede ich da, eigentlich liebe ich sie alle, denn sie sind einfach unglaublich poetisch und wortgewaltig!) und möchte euch an dieser Stelle drei meiner liebsten Kapitelüberschriften präsentieren:
Kapitel 30
In dem wir in den Innereien der Stadt wühlen
Eventuell verhöhnen und verherrlichen wir uns mit jedem Atemzug selbst ein bisschen.
Kapitel 42
In dem wir Wahrheit aus den Fugen der Welt sammeln
Und es gibt diese Tage, an denen Dunkelheit sich zu Licht wandelt. Tage, an denen das Licht so hell ist, dass wir darin verbrennen.
Kapitel 44
In dem neue Seelen im Licht alter Welten badeten
[…] Wir trinken das Leben, bis wir fett und hässlich sind, bis all das Schlechte unsere Flügel stutzt, uns mit rostigen Ketten an den Boden fesselt, um uns das Messer der Wirklichkeit in den Rücken zu rammen.
Jedes Kapitel wird mit In dem eingeleitet, eine Vorausdeutung auf das Kommende, die ich jedes Mal sehr spannend fand. Doch das ist noch nicht alles, denn jedem Kapitel sind einige sehr ausdrucksvolle, oftmals geradezu bedrückende, schaurige Zeilen vorangestellt, über deren Bedeutung man stundenlang nachdenken kann. Sie alle lassen sich auf den Roman beziehen, wenn auch nicht immer beim ersten Lesen, und sind daher ein Kunstwerk im Kunstwerk.
Ein Special für Rätselfans gibt es auch noch: Fügt man alle Anfangsbuchstaben der Kapitelsprüche und -texte zusammen, kommt dabei etwas ganz Besonderes heraus. Neugierig geworden? Dann schnappt euch direkt eure Ausgabe von Kernstaub!
Übrigens: Marie schreibt auch ganz zauberhafte Gedichte zu Kernstaub. Dieses kleine Tanka leitet den Spin-Off zu Kernstaub, Fatal Lights (den ich euch ebenfalls wärmstens empfehlen kann!), ein und schafft eine einzigartige und geheimnisvolle Atmosphäre:
Den Nebelwälderngeb‘ ich deinen alten Thron,König der Rätsel.Schlag ich dich auf wie ein Buch,bricht das Licht des Alls dein Herz.

Wie geht’s weiter?
Montag, 03.08. – Selection BooksDienstag, 04.08. – Tanjas RezensionenMittwoch, 05.08. –Tausend BücherDonnerstag, 06.08 – GeekgeflüsterFreitag, 07.08. – Who is Kafka?Samstag, 08.08. – Ginas BücherlebenSonntag, 09.08. – Marie Graßhoff
Gewinnspiel!
Natürlich sollt ihr Lieben keineswegs leer ausgehen! Marie hat sich dafür etwas Phänomenales überlegt: Durch die Beantwortung der Gewinnspielfrage nehmt ihr automatisch am Gewinnspiel teil. Was ihr gewinnen könnt?
Der erste Platz erhält ein Kernstaub-Taschenbuch, der zweite und dritte Platz erhalten jeweils ein Kernstaub-eBook sowie den Spin-Off Fatal Lights. Außerdem warten tolle Goodies auf euch, zum Beispiel Postkarten, limitierte Visitenkarten, Sticker und Co.!
Durch Kommentare unter den Blogtour-Posts könnt ihr eifrig Lose sammeln und somit eure Chancen verbessern. Jeder Kommentar zählt dabei als ein Los. Möchtet ihr lieber anonym bleiben, schreibt eure Antworten einfach an marie@kernstaub.de!
Und hier ist auch schon meine Tagesfrage an euch:
Welches der genannten Zitate gefällt euch am besten?
Ich wünsche euch allen viel Glück bei der Verlosung und weiterhin ganz viel Spaß bei der Blogtour! 🙂
13 comments
Guten Morgen!
Danke für den tollen Beitrag. Ich habe das Buch schon gelesen und komme ins Schwärmen, wenn ich diese tollen Zitate wieder lese.
Ich finde sie alle klasse, habe aber meinen eigenen Favoriten: Kapitel 9, „Träumend wandeln wir zurück, während unsere wachen Körper voranschreiten und nicht sehen was unser Geist schon vor so langer Zeit verloren hat.“ Ich finde ihn so toll, weil er si schön die Zeitspirale in Maries Welt wiedergibt. Und ich muss immer wieder drauf rumdenken.
LG
loralee
(P.S. Ich mache nicht bei dem Gewinnspiel mit)
Einen wunderschönen🌞 Guten morgen das War wieder ein sehr interessanter Beitrag zum Thema schreibstil 😉 mein Lieblings Zitat : „und die Seelen können einander verstehen, Millionen von Sprachen, jeder seine eigene sprechend lösen sich langsam auf, kristallisieren sich
zu einer einzigen, und schon bald haben viele Seelen die Sprache des Systems vergessen , die Sprache des Kerns , die Sprache des eigenen Seins
Hallo! 🙂
Oh du hast mich jetzt aber richtig neugierig gemacht und die tollen Auschnitte zeigen dass die Autorin wirklich mit viel Herzblut an diesem Buch geschrieben hat! Am besten gefällt mir das Zitat von Kapitel 44, es beschreibt etwas Schlimmes aber in sooo schönen Worten!
Alles Liebe, Jasi ♥
Hachja…jedes Mal, wenn ich Maries Zitate lese, geht mir das Herz auf. Ich liebe diese Sprache einfach. Der Hang zur, wie sagt man, Nostalgie, der Sehnsucht nach vergangenen Zeiten.
Aber auch das trifft es nicht so wirklich.
Mir persönlich gefällt das Zitat von S.8 am Besten:
„Es gibt Welten, die sind unheilbar, zerstört und verseucht von den Wesen, die in ihnen gelebt haben. Welten, die bis in die Grundfesten zerrüttet sind und verlorenen Seelen wie den unseren keinen Platz mehr bieten. Und in einer von ihnen warten wir noch immer. Vermutlich ist es die schlimmste von allen: die Wirklichkeit.“
Irgendwie hat es was Reelles, dass nicht nur mit dem Kernstaub Universum in Verbindung gebrachf werden kann (siehe Umweltverschmutzung und die Zerstörung von Ressourcen, die uns nicht gehören). Und warten darauf, dass sich irgendetwas ändert, verbessert. Verloren in der eigenen Welt, die durch die Menschheit und deren Egoismus langsam zerstört wird, nicht wissend, dass wir unsere Grundlage allen Lebens nehmen. Wartend auf eine neue bessere Welt. Immer noch mit der absurden Hoffnung, genauso weitermachen zu können wie bisher. Utopiedenken.
Ich liebe diese Zitate, die sich nicht nur auf Kernstaub beziehen lassen.
Liebe Grüße ♡
Ps. Die Zitate hast du super schön ausgewählt!
Hallo und guten Tag,
total schön sind alle Zitate!!! Aber mich persönlich hat mich
Kapitel 44
In dem neue Seelen im Licht alter Welten badeten
[…] Wir trinken das Leben, bis wir fett und hässlich sind, bis all das Schlechte unsere Flügel stutzt, uns mit rostigen Ketten an den Boden fesselt, um uns das Messer der Wirklichkeit in den Rücken zu rammen.
berührt….
es spricht so viel Wahrheit daraus und auch so viel Traurigkeit, wenn man sieht wie manches Leben verläuft!!!
Danke für die tolle ZUsammenstellung.
LG..Karin…
Huhu!
Mein Liebling ist tatsächlich direkt dabei – Kapitel 42 hat in meinen Augen die schönsten und wahrsten Einleiteworte, die ich jemals gelesen habe und ich war gerührt und bewegt.
Im Licht verbrennen… Ja, das ist schön. Wunderschön.
Für mich ist „Kernstaub“ auch ein Gesamtkunstwerk *-*
Hallo,
ich habe alle Zitate mehrmals gelesen und kann mich unmöglich für eins entscheiden 🙂
Liebe Grüße
SaBine
Hi also mir gefällt das Zitat in Kapitel 42 am besten, weil es beim ersten lesen gar nicht so viel ausdrückt. Aber so bald man es öfter List um so mehr erkennt man was zwischen den Zeilen steht.
Lg Ricarda; – )
*Party im Lostopf feiert* :p♥ Ich hätte so unglaublich gerne das Hardcover ♥
Von den genannten mag ich am liebsten das „Es gibt Welten, die sind unheilbar, zerstört und verseucht von den Wesen, die in ihnen gelebt haben…“. Weil das Bild ebenso traurig wie morbid-schön ist: Die Wirklichkeit bietet keinen Platz mehr, eine „Erlösung“ steht aber nach wie vor aus. Was passiert in den Zwischenzeit? Erdrücken die Seelen einander, nach und nach? Das Zitat macht mich sehr nachdenklich…
Hallo,
puh das ist wirklich eine gute Frage, ich glaube dann entscheide ich mich für:
In dem neue Seelen im Licht alter Welten badeten
[…] Wir trinken das Leben, bis wir fett und hässlich sind, bis all das Schlechte unsere Flügel stutzt, uns mit rostigen Ketten an den Boden fesselt, um uns das Messer der Wirklichkeit in den Rücken zu rammen.
das Zitat.
Lieben Gruß
Jeanette
Was für eine brillante Idee, den Fokus der Leser Kapitel für Kapitel neu auszurichten. Die Einleitung in die Kapitel, in denen etwas geschieht, auf das Acht gegeben werden muss, das einer weiteren Erwähnung bedarf.
Gefällt mir sehr gut.
Es passt zu dem komplexen, sphärischen Eindruck, den ich bislang von Kernstaub bekommen habe. Es hat etwas Erhabenes. Etwas Mystisch-Mysteriöses.
Großartig.
Mein liebstes Zitat … schwierig zu sagen. Vermutlich tatsächlich die poetischen „In dem“ Sätze.
Aber auch:
„Und die Seelen können einander verstehen. Millionen von Sprachen, jeder seine eigene sprechend, lösen sich langsam auf, kristallisieren sich zu einer einzigen, und schon bald haben viele Seelen die Sprache des Systems vergessen, die Sprache des Kerns, die Sprache ihres eigenen Seins. – S. 461“
Wenn die Seelen nämlich die Sprache des Systems vergessen, die allerdings die Sprache ihres eigenen Seins ist … dann … ist das dann gut?
All diese dystopischen Romane kritisieren ja das System, machen es zu dem Bösen. Aber wenn die Seelen ihre eigenen Sprachen vergessen … kann das gut sein?
Interessanter Ansatz (und selbst wenn er so nicht in Kernstaub vertreten sein sollte, inspirierend!)
„Und die Seelen können einander verstehen. Millionen von Sprachen, jeder seine eigene sprechend, lösen sich langsam auf, kristallisieren sich zu einer ei(n)zigen, und schon bald haben viele Seelen die Sprache des Systems vergessen, die Sprache des Kerns, die Sprache ihres eigenen Seins. – S. 461“
Das finde ich am schönsten, irgendwie Hoffnung erweckend und schön. Nicht wundern, ich heiße eigentlich Yasi oder Yasemin104 bei den Kommentaren..
Am besten gefällt mir dieses Zitat hier:
Wo Dunkelheit so dicht ist, dass sie durch Wände kriechen kann, führen sie ein Leben, in dem die Schatten sie einengen. Das einzig wahre Licht kalt, das einzig warme Licht künstlich. Sie suchen ein Schlupfloch zum Gleichgewicht hin. Sie fangen das Chaos ein und zurück bleibt die Leere, denn nichts anderes ist übrig.” – S. 174
Es hat mich direkt angesprochen 🙂
Liebe Grüße
Melanie
PS: Ich möchte gerne für das TB in den Lostopf hüpfen 🙂