Willkommen zu meinem Gegenwind-Artikel!
Einige haben es bereits mitbekommen: Oliver Jungen musste sich wieder einmal Luft machen. Dieses Mal trifft es uns Buchblogger. Das hier ist für Sie, Herr Jungen. (Achtung: Beinhaltet Sarkasmus.)
Ja ja, die Jugend und ihre Hobbys. Immer wieder trifft man auf diese lesenden, bloggenden Menschen, das Übel unserer Zeit. Denn was trägt ein Buchblogger schon zum Kulturgut bei? Literaturkritik? Nein, diese Form der Auseinandersetzung mit Literatur ist natürlich den ernstzunehmenden Kritikern vorbehalten, die mit akademischer Eloquenz Werke von Umberto Eco und Alice Munro auseinanderpflücken. Und wenn diesen distinguierten Herrschaften einmal langweilig wird, was bietet sich da an? Buchblogger-Ranting natürlich!
Oliver Jungen hat mit seinem FAZ-Artikel über die LitBlog Convention, der leider nicht online verfügbar ist (weshalb? Angst?), neue Meilensteine gesetzt. Wurden frühere Artikel wie beispielsweise der Beitrag von Ana Maria Michel in der ZEIT bereits mit hochgezogener Augenbraue betrachtet und von Buchbloggerseite aufgrund ihrer unzureichenden Recherchearbeit und einseitigen Betrachtungsweise scharf kritisiert, so hat es Oliver Jungen geschafft, die Literaturbloggerszene auf eine einfache, beleidigende Formel zu bringen: Junge Menschen + anspruchslose Literatur ≠ Literaturkritik.
Sie nennen sich Literaturblogger, rutschen mit Geschrei durch den Bestsellerschlamm und halten bei Facebook oder YouTube reihenweise beschwärmte Titel in die Kamera, von denen man in den Feuilletons des Landes nicht einmal ahnt, dass sie existieren.
Und hier haben wir sie schon: Die nicht wegzuleugnende Überheblichkeit des Feuilletons. Die oben zitierte Aussage ist diffamierend, naiv und inszeniert das Feuilleton als Medium, das hochmütig und voller Verachtung auf Buchblogger herabsieht. Denn „mit etwas so Drögem wie Literaturkritik hat das nichts zu tun“. Entschuldigen Sie, Herr Jungen, aber war Ihr Kaffee vielleicht zu heiß?
Wie ein Journalist derartigen verbalen Bullshit von sich geben kann, ist mir schleierhaft. Professionalität? Ach, das ist doch so 2014! Und die FAZ veröffentlicht diesen beschämenden Artikel auch noch, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass hier eine Gruppierung von literaturbegeisterten Menschen, die auf der LitBlog Convention einfach nur Spaß haben wollten, in den Dreck gezogen wird. Doch nicht nur Buchblogger werden von Jungen scharf angegangen: Das Verlagshaus Egmont Lyx wird sarkastisch zu einem Unternehmen degradiert, dessen Veröffentlichungen die Welt nicht braucht, und Mona Kasten ist für den Journalisten der Inbegriff des unkreativen und talentfreien Autors.
Ein „Schulterklopf-Duett“ hätte Herr Jungen wohl auch einmal nötig, denn wer so verbissen und gezwungen gegen die Bloggercommunity, Verlage und Autoren wettert, muss tiefsitzende Zweifel an der eigenen Arbeit haben. Meine Meinung: Diese Zweifel sind absolut begründet, denn hier kann nicht von einer angemessenen Darstellung oder einer kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik gesprochen werden. Der Artikel ist eine nicht enden wollende Beleidigung und Herr Jungen schafft es nicht, seinen Sarkasmus zur Belustigung einzusetzen. Viel eher ist beim Lesen des Textes Fremdschämen angesagt.
Romane haben für diese Szene nichts mit Stil und also Literatur zu tun, sondern allein mit Handlung, die am besten auch nur minimal variiert wird (der Spanier-Plot).
Es ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen: Herr Jungen outet sich als sexistischer Zeitgenosse, in dessen Welt Frauen davon träumen, von zehn Spaniern gleichzeitig genommen zu werden. Klar, das ist es, was wir wollen: Aufgrund unseres Geschlechts in Schubladen gesteckt und mit lächerlichen Klischees beworfen zu werden. Und männliche Literaturblogger sind natürlich nur auf Veranstaltungen wie der LitBlog Convention, um Frauen aufzureißen. Welch intelligente Aussage.
Anscheinend habe ich mich mein ganzes Leben lang darin geirrt, wie Literatur definiert wird, denn da ich gerne Bücher für junge Erwachsene lese, habe ich von Literatur selbstverständlich keine Ahnung. Schließlich sind es nur die großen Schriftsteller früherer Zeiten und die Nobelpreisträger der Moderne, die die Lesezeit wert sind. Vampire, Feen oder gar junge Liebe? Nein, da kann von Literatur wirklich nicht die Rede sein.
Die traurige Wahrheit ist, dass Herrschaften wie Herr Jungen der festen Überzeugung sind, über uns zu stehen und die einzig wahren Literaturkritiker zu sein. Dass er dabei völlig vergisst, wie Zielgruppen und Lesespaß funktionieren, zeugt davon, wie wenig Gedankengut an den Artikel verschwendet wurde. Vielleicht sind es der Frust und die latente Angst vor Buchbloggern, die aus solchen sogenannten Journalisten sprechen. Sich jedoch zugleich Qualität und Professionalität auf die Brust zu schreiben, lässt die Lächerlichkeit dieses Artikels in bisher unbekannte Territorien vordringen.
Eines können Sie mir glauben, Herr Jungen: Wir verschwinden nicht. Wir bleiben. Und egal, wie sehr Sie und Ihre Kollegen sich über uns echauffieren, um sich selbst ein Krönchen aufzusetzen – Buchblogs sind Literaturkritik (denn, verstehen Sie, es gibt da verschiedene Formen, ähnlich wie bei Pflanzen, die auch nicht alle Gänseblümchen sind) und nur, weil Sie zu arrogant sind, sich auf etwas Neues einzulassen, heißt das nicht, dass wir Ihnen nicht den Rang ablaufen werden.
Mit herzlichen Grüßen
eine dieser durch den Bestsellerschlamm rutschenden Literaturbloggerinnen
82 comments
Großartiger Beitrag 🙂 Mehr muss dazu gar nicht mehr gesagt werden…
Danke schön! 🙂
Ich liebe dich für diesen Artikel!
Du sprichst mir aus der Seele, leider berichtet Herr Jungen schon eine Weile immer wieder in diesem Ton über unsereins.
Mich stört das miese Imaige, dass wir als „Buchblogger“ dadurch in den alten Medien erhalten sehr… aber als VIEL SCHLIMMER empfinde ich, dass die FAZ dadurch offenbar die Ansicht vertritt, dass lesende und vor allem sich online mit gelesenem Auseinandersetzende Menschrn umerwünscht sind und in ihrer Zeitung beleidigt werden müssen.
Welches Bild wirft das bitte auf ein Blatt, dass sich selbst für interlektuell hält? Darf man nur als Germanist und Journalist rekapitullieren, was man ließt? Und wer hat das Recht, mir vorzuschreiben, auf welchem Weg ich Literatur verarbeite?!
Ein Mann, der sich dringend mal dir Haare schneiden sollte, hat sicher kein Recht dazu!
Küsschen,
Bianca
Ja, das hat mich an diesem Artikel sehr gestört: Einerseits sollen junge Menschen mehr lesen, andererseits werden dann derartige Reden geschwungen.
Word! Damit wurde wohl alles gesagt, was es zu sagen gibt! Danke für diesen wundervollen Beitrag! Wir werden definitiv bleiben und wenn es sein muss bis zum Hals im Schlamm wühlen 😉 <3
Ich bin ein Dorfkind, da wird eh viel im Schlamm gewühlt. 😀
Du hast den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen, Liebes!
es scheint ein neuer „Trend“ zu sein, dass scheinbar serioese Zeitungen sich so dermassen bedroht von der Buchblogger Szene fuehlen, dass sie vernichtende Artikel schreiben, in denen wir Blogger mal wieder besonders doof dargestellt werden.
Was fuer eine entsetzliche Vorstellung: Buchblogger besitzen ein Hirn!
Aber hey, je mehr die motzen desto mehr Aufmerksamkeit erhalten wir! 😀
Na ja, vernichtend fand ich die bsiherigen Artikel nicht, lediglich den von Herrn Jungen. Die anderen Artikel haben sich wenigstens etwas mehr mit der Materie beschäftigt.
Schöner Beitrag! Danke dafür! <3
Und gut, dass ich Germanistik studiere, vielleicht darf ich dann tatsächlich das tun, was ich auf meinem Blog tue… Oder biete dadurch noch mehr Angriffsfläche, weil ich mich "auf so ein Niveau" herablasse, statt "anständige" Literatur zu lesen… *hust*
Vielleicht hätte dem Herrn ein (modernes) Germanistikstudium gut getan, den ich habe gelernt, dass "Literatur" durchaus schwer zu definieren ist, mehr ist als nur gedruckte Worte – ein Telefonbuch beispielsweise ist KEINE Literatur – aber darüber hinaus vieles dazuzählt. Wie sonst ist es erklärbar, dass es Bachelor- und Masterarbeiten über Fantasyromane, Jugendbücher und Kinderbücher gibt?!
Aber hey, wie du schon sagtest, wir lächeln & winken und machen einfach weiter mit dem was uns Spaß macht!
<3 Vanessa
Danke schön!
Eben, Herr Jungen sollte sich durchaus darüber im Klaren sein, wie Literatur definiert wird, und nicht das, was er als „Schmachtfetzen“ und Co. bezeichnet, aus der Definition ausschließen.
Ich werde mit dem Herrn auch noch ein paar Hühnchen rupfen. Als ich den Artikel heute las, war ich leider unterwegs, sonst hätte ich direkt meine Wut rausgeschrieben. Aber da wird von mir noch einiges kommen! Doch erstmal: Danke für deinen sehr guten und differenzierten Artikel!! 🙂
Danke für das Kompliment! 🙂
Ein großartiger Artikel
du sprichst genau die richtigen Worte aus. Ich versteh sowas einfach nicht.
Ist die Handlung denn wirklich unwichtig?
Sry, aber ich lese ein Buch um darin ein zutauchen und habe kein Notizbuch daneben und nehm es Satz für satz auseinander -.-
Liebe Grüße
Lilly
Ich glaube, Herr Jungen stört sich mehr daran, dass die Handlung oftmals gleich aufgebaut ist. Das ist natürlich nicht abzustreitem (man muss sich nur mal durch ein paar New Adult-Romane wühlen), doch ich finde es schade, dass er nicht erkennt, dass es genau das ist, was viele junge Menschen lesen MÖCHTEN und dass jedes Buch seinen eigenen Charakter hat, auch wenn man darin dem tausendsten Bad Boy begegnet.
Ein großartiger Beitrag!
Ich habe den Artikel gar nicht mitbekommen und werde auch nicht danach suchen, da du ihn wohl ziemlich gut zusammengefasst hast!
Wie eine meiner Vorednerinnen bereits angedeutet hat, hätte dem guten Herrn ein Germanistik-Studium wirklich sehr gut getan, da man dort als erstes lernt, dass sich gerade die Literatur-Szene in einem ständigen Wandel befindet.
Man kann ihn einfach nur belächeln.
Liebe Grüße
Lisa
Danke sehr! 🙂
Du, ich fürchte, Herr Jungen HAT Germanistik studiert. 😀 Er ist wohl einer dieser Altgermanisten mit einer veralteten Auffassung von Literatur.
Ich klatsche Beifall. Herzlichen Dank für diesen wunderbaren Artikel der es genau auf den Punkt bringt. Damit sprichst du uns Bloggern wohl allen aus der Seele.
Für Herrn Jungen hab ich nur ein müdes und ja etwas bemitleidenswertes Lächeln übrig, denn er hat die Zeichen der Zeit offenbar nicht erkannt, so vertieft ist er in seine hochtrabende Literatur und den Gedanken das nur ein Journalist eine Meinung haben darf. Damit, Herr Jungen verkaufen sich heute allerdings keine Bücher mehr.
Habt alle einen schönen Tag mit niveaulosem Bestsellerschlamm 😉
Liebe Grüße Ina
Danke sehr! 🙂 Deinen Kommentar kann ich so nur unterschreiben.
Ich schliesse mich meinen Mitbloggern an, ein sachlich sehr gut geschriebener Artikel. Der gerade wegen dem gut angelegten Sarkasmus, den Nagel auf den Kopf trifft.
Danke für deine deutliche und köare Meinung dazu…
Lieben Gruß
Jeanette
Vielen lieben Dank! 🙂
Wow, bloß gut, dass ich Blogs lese und nicht die FAZ. Als ich kürzlich gelesen habe, dass Blogs jetzt im Feuilleton angekommen sind, hätte ich mir das ganz anders vorgestellt. 😉
Du hast einen fulminanten Brief an Herrn Jungen geschrieben, der ihm wohl die Ohren klingeln lassen sollte. Bravo.
Ganz herzliche Grüße,
Klaus
BücherKaterTee
Zum Glück ist Herr Jungens Umgang mit der Bloggerwelt nicht die Regel, bei vielen Zeitungsverlagen ist der Umschwung bereits angekommen. 🙂
Vielen Dank!
Ganz wunderbar ❤❤❤ Besser hätte man es nicht schreiben können.
Von mir wird vor meinem Urlaub auf jeden Fall noch ein Video kommen.
Danke schön! 🙂 Ich bin gespannt auf dein Video!
Vielen Dank für diesen großartigen Beitrag! Ich verstehe die Menschen nicht. Einerseits werden junge Menschen kritisiert, dass sie nur noch am Handy hingen, aber wenn sie sich mit Büchern auseinandersetzen, dann ist das auch nicht mehr gut genug. Dieser Jungen sollte sich wirklich mal Gedanken um sein völlig schwachsinniges Weltbild machen, anstatt Blogger, Autoren, Verlage und sogar ganze Kulturen in den Dreck zu ziehen!
Ganz meine Meinung!
Ich denke, damit sprichst du so ziemlich allen aus der Seele!
Was ich mich frage ist ja: was genau haben wir dem Feuilleton getan? Ich habe noch keinen Blogbeitrag gelesen, der darüber herzieht, wie unnötig und veraltet Zeitungen wären. Was spricht dagegen, dass sich Menschen für Bücher begeistern und darüber berichten wollen?
Willkommen im 21. Jahrhundert, Herr Jungen und FAZ. Hier darf jeder ein Buch lesen und eine eigene Meinung dazu öffentlich anderen Menschen mitteilen.
Liebe Grüße
Miriam
Ach, dem Feuilleton selbst haben wir nichts getan. Es ist einfach nur so, dass sich wohl so mancher Altgermanist nicht mit den Veränderungen in der Literaturlandschaft anfreunden kann. Solche Intellektuellen, die alles kleinreden, wird es leider immer geben.
Sehr gut! Die Herrschaften der FAZ beißen immer diejenigen, die ihnen Angst machen. Also auf jeden Fall weiter bloggen, mehr Blogs gründen und vor allem Bücher lesen. Wie kann jemand nur sage, dass es schlecht ist, das junge Menschen lese? Obwohl es auch alte Blogger gibt, zu denen ich mich zähle. Vor nicht allzu langer Zeit der aufschrei : das Buch geht unter, niemand liest mehr. Jetzt werden die Veränderungen angegriffen, die das Buch und die Literaturkritik zu neue Gedanken und Ideen verleitet haben. Da Frage ich mich doch, ob der Herr von der FAZ nicht einfach nur um seinen Job bangt und vor lauter Jugendlichkeit um sich herum, nicht mehr schlafen kann.
Schöner Artikel – danke.
Liebe Grüße Franzi
Herr Jungen ist ein Meister der Meckerei, da sollte man nichts anderes erwarten. 😀
Danke schön!
Ein wunderbarer Artikel!!
Du sprichst mir damit aus der Seele.
Manchmal habe ich das starke Gefühl, dass Eifersucht nicht nur zwischen einzelnen Bloggern ein grosses Thema ist sondern auch insgeheim diese sich selbst so wichtig nehmenden ‚Kritiker‘ einfach nur nicht damit klar kommen, dass ihnen Jemand den Rsng ablaufen könnte.
Stutenbissigkeit bei soooo renommierten Journalisten ist doch eigentlich nur eins: verdammt traurig!!
Aber wenn man etwas nicht versteht oder verstehen möchte, muss man es klein und schlecht machen.
Das war schon immer so.
Nur so kann man sich in seiner Haut wohlfühlen.
Nur funktioniert hat das noch nie.
Sehr gut geschrieben! Chapeau!
Genialer Beitrag! Ich tue mich auch immer schwer mit dem, was gemeinhin als Literatur bezeichnet wird. Ist es nicht völlig egal, wie ein Buch definiert wird? Ist es nicht viel wichtig, das es dem Leser Freude bereitet?? Und mal ganz ehrlich, das meiste, was von solchen Herren als wahre Literatur bezeichnet wird und es wert ist kritisiert zu werden, macht mir eh keinen Spaß zu lesen. Sollte man sich nicht viel eher danach richten, gerade heutzutage, wo viele Jugendliche das Handy vielleicht viel lieber in die Hand nehmen, als ein Buch, was die Jugend bzw junge Erwachsene gerne lesen? Ich glaube er ist einfach neidisch, das Bücherblogger eine hohe Reichweite haben und all solche erreichen, an die er nie kommen könnte. Oder er verteufelt ganz einfach das Internet, in das er sich ja anscheinend sowieso nicht rein traut… Oh man, ich könnte mich schon wieder ewig darüber aufregen 😀 aber ich lass es lieber und stecke meine Energie in bessere Dinge.
Liebe Grüße,
Lynn
Wunderbar pointierter Beitrag. Recht hast Du.
Was für ein super Beitrag!
Über solche Leute sollte man garnicht erst nachgrübeln. Für mich sind das einfach verknispelte, verstockte alte Leute die mit Fortschritt nichts anfangen können. Und für solche meine Energie zu verschwenden? Nö. Die stecke ich dann doch lieber in meinen Blog. 😉
Liebe Grüße
Bella
Liebe Saskia,
ein netter Beitrag. Ich finde das Buchblogger vs. Feuilleton Bashing immer ganz unterhaltsam. Sein Zitat mit dem durch den Schlamm rutschen ist aber auch irgendwie lustig, das muss man schon sagen. Aber unterm Strich hat sein Geschwurbel in der Print (!!) Ausgabe FAZ keinerlei Relevanz und erreicht nur eine kleine Truppe. Und dass Buchblogger mit Blick auf Jugendliteratur und Elfenbeinturmbewohner aus der professionellen Literaturkritik (deren Existenz ich vor dieser immer wieder aufflammenden Diskussion gar nicht gewahr wurde) nie zusammenkommen werden, ist aus meiner Sicht gesetzt. Aber 99,99% interessiert das nicht, denn die googeln nach einem Buch und landen auf unseren Blogs und nicht auf Print-Artikel irgendeiner Provinzzeitung (ist natürlich fies die FAZ so zu bezeichnen).
Viele Grüße
Tobi
Eine gelungene Antwort an einen Ewig-Gestrigen.
Soll er doch weiter durch den Goldstaub der Nobelpreisträger rutschen und uns die unentdeckten Perlen überlassen.
Auf den Punkt. Du solltest für die FAZ schreiben, bald wird da eine Stelle frei 😀
Ich überlege grade, ob die Aussage „Romane haben für diese Szene nichts mit Stil und also Literatur zu tun, sondern allein mit Handlung“ nicht auch ein Schlag in die Fresse der vom Feuilleton besprochenen Autoren ist, könnte man in diesen Satz doch hineininterpretieren: „Sie schreiben zwar hanebüchene Erzählungen, aber dies so stilvoll: Das muss wahre Literatur sein!“
Mir fällt übrigens grad kein Buchblogger ein, der sich schonmal als „Literaturblogger“ und nicht einfach als „Buchblogger“ bezeichnet hat; gut, mag’s geben, aber würde die Mehrheit von uns nicht immer den simplen Begriff des Buchbloggers vorziehen?
War nicht auch erst im letzten Sommer im Rahmen der #wirbloggenbücher-Aktion relativ deutlich geworden, dass weithin das zutrifft, was Caterina von schoeneseiten.net dereinst im Börsenblatt-Gastbeitrag geäussert hatte (gut, sie hatte tatsächlich den Begriff „Literaturblogs verwendet): Dass die Meisten ja auch gar keine Kritiker im feuilletonistischen Sinne sein wollen?!
Wenn ich sehe, dass Herr Jungen sich im Feuilleton aber auch schonmal über einen ARD-Krimi ausgelassen hat: Da hat er ja auch nicht die allerhöchste Filmkunst ins „höchstanspruchsvolle Feuilleton“ verfrachtet und abgesehen davon, dass er auf „Ich“-Formulierungen verzichtet und dem Ganzen einen allgemeingültigen Anstrich verpasst hat, finde ich nicht, dass sich seine Film-Kritik sonderlich von diversen Rezis, die man auf dem von ihm geschassten Buchblogs lesen kann, unterscheidet. So what?!
Soll er sich halt weiter und ausgiebigst über die echauffieren, die auch mal einfach nur Spass dran haben, sich von Geschriebenem unterhalten zu lassen. Freuen wir uns für ihn, dass es eine solch simple Tirade ist, die ihm am Meisten am Herzen zu liegen schien und ihm grad nichts Schlimmeres einfiel, über das er sich öffentlich hätte auslassen können/wollen!
Mir ist es egal, wenn mir Herr Jungen vorwirft, nicht nur oder rein gar nix Kafkaeskes auf dem Niveau eines Marcel Reich-Ranicki vorzustellen. Von mir aus kann der den Vorwurf auch auf ein Plakat pinseln und damit, und mit einem „die Frau betreibt keine Literaturkritik!“-Megafon, hier vor dem Haus auf- und abmarschieren. Ich habe ja nämlich gar nicht den Anspruch „Kafka-Goethe-Faust-Jelinek-Grass-Munro auf MRR-Niveau“.
LG,
Tanja
Saskia, ich feier dich!!! DANKE
Toller Beitrag! Der gehört viel eher mal in der FAZ abgedruckt. 🙂
Vielen Dank für den Beitrag, er ist gut formuliert und begründet.
Da die Diskussion rund um Buchblogger und „richtigen“ Literaturkritikern regelmäßig aufflammt, regt es mich nicht mehr so auf, wie früher. Ich würde dann auch am liebsten einen guten Artikel schreiben, doch leider fehlt es mir an Finesse und Diplomatie.
Nochmals Danke war sehr amüsant zu lesen.
lg
Marie
Ein wunderbarer Beitrag DANKE 🙂 made my day
Danke für den Beitrag!
Es ist schön, dass es soviel Bücher- und lesebegeisterte junge Menschen gibt! Ich finde es wahnsinnig toll, wie viele Buchblogs es gibt! An jeden von Euch kann ich nur sagen: „Macht weiter so!“ Schade nur, dass Journalisten die Blogger schlechtmachen müssen. Traurig, einfach nur traurig.
[…] leider gibt es auch etwas negatives zu berichten… ein Gegenwind Artikel über Buchblogger Ranting im […]
Ein schöner Aufrege-Artikel, den ich auch gleich geteilt habe. Auch wenn die eine oder andere Wahrheit darin steckt, so geht diese doch im Grundton des Sarkasmus unter. Damit nimmt sich der Autor die Möglichkeit, ernst genommen zu werden. Aber das wollte er vermutlich gar nicht. Das Feuilleton schreibt von Bildungsbürger zu Bildungsbürger , damit diese etwas zum Kopfschütteln haben. Darauf ist dieser Artikel auch ausgelegt. Das merkt man schon an den ersten Sätzen und daran, dass englische Begriffe alle in Anführungszeichen gesetzt sind. Was soll sowas? Der Artikel liest sich ein wenig wie der Bericht eines Naturforschers, der zum ersten Mal einen afrikanischen Stamm besucht. Mit fröhlichen Frauen, die sich gegenseitig herzen, war er überfordert. Das sind ja auch archaische Rituale niederer Klassen. Man hätte das Ganze durchaus witzig und ironisch schreiben können, sodass trotzdem rüber kommt, worum es geht und was das Neue an Bloggern und solchen Conventions ist, und wie der Markt sich verändert. Nein, dazu hatte man nicht die Lust – oder Fähigkeit. Es wird von Autor über Buchtitel bis Verlag alles am Nasenring durch den Stall gezogen und vorgeführt. Das hätte nicht sein müssen. So zieht er auch seine Kritik ins lächerliche und das einzige, was haften bleibt, ist seine Herablassung.
Das 4 Verlage noch Sponsoren brauchen wirft für mich auch Fragen auf. Wollte man hier alles möglichst ohne eigene Kosten? So wie die Werbebeiträge der Blogger? Viel bekommen, wenig für tun?Und das viele Titel im YA-Bereich flach und sexistisch sind, finde ich nicht falsch zu erwähnen. Denn das geht einigen Lesern auch so. Doch das kann man anders bedienen, ohne flach zu werden oder Autoren und Leser zu beleidigen. Eine echte Diskussion kommt so nicht auf. Ist auch nicht gewollt, denke ich. Man kann durchaus annehmen, das die ganze LitBlog dem Herrn unheimlich war und er nur seine Vorurteile bestätigen wollte – denn dann muss man weniger Angst haben.
Und das Blogger inzwischen ernste Konkurrenz sein können, ist vielleicht sogar im Elfenbeinturm der FAZ angekommen. Das hier auch Verlage runtergeputzt werden, zeigt auch viel vom elitären Denken. EgmontLYX ist Schrott, KiWi ist gut. Klar, die produzieren Bücher, die im literarischen Quartett besprochen werden – von Autoren, die bei KiWi einen Vertrag haben. Hups. Aber praktisch, so was kann man gleich in die Zeitung übernehmen. Mit geht diese deutsche Unart, in U und E zu unterscheiden, echt auf den Keks. Ich war im April auf dem Treffen der Phantastik-Autoren in Köln, da gab es das Thema „Warum findet die Phantastik nicht im Feuilleton statt“, mit einer Vertreterin der FAZ. Die arme Frau hat einiges abbekommen, aber konnte auch nicht viel positives zu ihren Kollegen sagen. Man schreibt, worauf man Lust hat. Nicht, was die Massen interessiert. Wenn der Redakteur grade Marvelcomics mag, schreibt er darüber. Wenn er den neuen Walser toll findet, dann darüber. Was in der Buchwelt wirklich so passiert, weiß dort keiner, solange sich nicht jemand dafür interessiert. Man bleibt gerne in seiner Blase. Die NY Times hat inzwischen eine eigene Seite nur für Bücher eingerichtet, das wäre für die FAZ sicher undenkbar, dann müsste man sich ja mit schnöder Unterhaltung auseinander setzen. Nur – ca. 99% der Buchszene geht so an ihnen vorbei. Und das war auch unser Fazit bei PAN, wir brauchen das Feuilleton nicht wirklich, die Zielgruppe ist nicht unsere und der größte Teil des Buchmarktes und der Szene findet längst abseits der Printmedien statt. Das Feuilleton braucht schafft sich mit Ignoranz oder solchen Artikeln über kurz oder lang selber ab, was die meisten verschmerzen können, umgekehrt aber sicher mehr Schaden anrichtet. Man braucht auch Austausch und eine kritische Auseinandersetzung mit Kunst jeder Art, aber nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe.
Danke für den ausführlichen Kommentar, Michael!
Richtig – ich würde beispielsweise niemals leugnen, dass Young Adult- und New Adult-Romane im Kern nicht häufig gleich aufgebaut und leichte Lektüre sind. Wenn Herr Jungen Interesse an einer Diskussion gehabt hätte, hätte er seinen Artikel anders formulieren können, und dann wäre ich auch ganz anders darauf eingegangen. Aber wie ich schon in anderen Kommentaren schrieb, viele Altgermanisten hängen derart in ihrem Netz aus intellektueller Literatur fest, dass sie nicht akzeptieren können oder wollen, dass sich die Literaturlandschft verändert.
Was die Sponsoren angeht, erlaube ich mir kein Urteil, jedoch waren auch Sponsoren wie NetGalley vertreten, ein Unternehmen, das gerade im Kommen ist und daher gerne Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte, was ich nachvollziehen kann. Mich stört es nicht, dass Sponsoren hinzugezogen wurden, sollen sie’s machen, wie sie wollen. 🙂
Und du sagst es: Man sollte sich auf Augenhöhe begegnen!
Um auf den Beitrag von Tanja einzugehen, hatte meine Autoren-Kollegin Carmen Gerstenberge die Idee für das richtige Feuilleton-Buch:
Mein nächstes Buch heißt „Ziegen die aus dem Meer kamen, um mit Steinen zu werfen.“ Darin geht es um den inneren Konflikt toter Materie, die von einer niederen Lebensform missbraucht wird. 600 Seiten reinste Spannung aus innerem Monolog, der es sicher endlich in die hohen Hallen der wahren Schriftstellergötter schaffen wird. Also die, die echt schreiben können, dieses Zeug da, das kein Mensch liest, so wie in der FAZ.
Ja, nur damit schafft man es in die Zeitung. Nicht mit Büchern, die Millionen lesen. Pf, das kann ja jeder.
Die ersten hundert Seiten würde ich bestimmt durchhalten. 😀
Hm, und im Gespräch hat er noch gemeint, er wisse nicht, ob es sich lohne über „sowas“ (Anführungszeichen von mir) zu schreiben. Aber da war schon klar, dass es ein nicht besonders freundlicher Artikel werden würde.
Schade, dass ich mich nicht persönlich mit Herrn Jungen unterhalten konnte.
Eine sehr schön, und dabei höflich, formulierte Antwort auf Herrn Jungen unverschämheiten. Könnte man solches Niveau auch den Kultur Seiten der großen Zeitungen finden, sie müssten keine Angst vor der bloggerszene haben.
Aber ja, ja, wie schändlich es zu wagen Bücher zu lesen und dabei das Hauptaugenmerk, schreck, auf Handlung zu legen!
Wie widersinnig ist denn bitten sowas, gar noch von Lesern?
Schade eigentlich, zu hören wie Leute Leute wie Herr Jungen eine ganze Berufsgruppe beschämen in dem er ernsthafte Literatur Kritikter (aber wohl auch Leute wie sich selbst) möglichst von der niederen Leserschaft zu distanzieren sucht.
Denn Lesen? Ich bitte sie, dafür hat ein Kritiker doch gar keine Zeit!
Vielen Dank für das Kompliment und den Kommntar! 🙂
So richtig bewerten kann man das ja nun leider nicht, wenn man den Artikel nicht gelesen hat. Schade, dass er nicht auch Online gestellt und damit verlinkbar ist.
Ich nehme also an es ist ein Kommentar?
Da finde ich es eigentlich nicht nötig, sich dermaßen getroffen und beleidigt zu zeigen. Es ist doch dann von der Textart schon klar, dass der Artikel Zuspitzungen enthalten und polarisieren sollte. Das ist meiner Meinung nach nur Handwerk.
Gut hätte ich gefunden, wenn Du dem ein persönliche Definition von Literatur oder Literaturkritik entgegengestellt hättest. Das Zurück-Aufregen kostet zwar auch Mut, der zu beglückwünschen ist, aber dann hätte es etwas mehr sachlichen Inhalt bekommen, und Du wärst über dem (scheinbaren) Niveau des Ursprungsartikels gelandet.
Auch das in den Kommentaren jetzt so viel ad-hominem Gebasche gegen den Mann kommt (in Deinem Artikel klingt es ja auch etwas an) finde ich schade. Das geht doch besser. Und dann lobt ihre gleichzeitig die Sachlichkeit.
Vielen Dank für deinen kritischen Kommentar! (Ich dachte schon, es kommt gar keiner mehr! 😀 )
Es handelt sich um eine Berichterstattung der LitBlog Convention, der Artikel spiegelt die persönliche Meinung von Herrn Jungen wider. Ich verstehe jedoch nicht, inwiefern ich „getroffen und beleidigt“ bin. Nur weil ich mit Sarkasmus auf Herrn Jungens Artikel eingegangen bin? Glaub mir: Getroffen und beleidigt bin ich definitiv nicht. Sein Artikel ist beleidigEND, doch er beleidigt mich nicht, da ich meinen Wert als Buchblogger durchaus kenne.
Hm, eine persönliche Definition von Literatur finde ich kritisch, da es da nichts „Persönliches“ gibt (im Gegensatz zu Herrn Jungen nehme ich da keine Einschränkungen vor, die bloß aus meiner eigenen Meinung resultieren). Ebenso wie Literaturkritik lediglich eine Auseinandersetzung mit Literatur beschreibt, beispielsweise in Form einer Rezension, ergo handelt es sich bei Buchblogs um Literaturkritik, auch wenn es eine andere Art der Kritik ist als im Feuilleton. Das hat doch alles nichts mit meiner persönlichen Meinung zu tun!
Oh, ich finde, mein Beitrag ist weit über dem Niveau von Herrn Jungens Artikel (du konntest den Artikel ja leider nicht lesen, was natürlich der FAZ geschuldet ist, die ihn nicht online zur Verfügung stellt), denn er ist nicht unverschämt, sondern im Großen und Ganzen sachlich formuliert. Natürlich enthält er die eine oder andere Spitze, jedoch ist mein Beitrag nicht dazu gedacht, jemanden zu diffamieren. Ich erkenne das Feuilleton an und habe kein Problem damit.
Ad Hominem-Gebashe, ernsthaft? Wer sich öffentlich im Internet bewegt und solche Artikel publiziert, darf doch mit Kritik rechnen. Herr Jungen trifft Aussagen, aus denen ich Schlüsse gezogen habe, wie beispielsweise mein Vorwurf, er habe eine sexistische Auffassung von Leserinnen, was in seinem Artikel sehr klar anklingt. Mit Ad Hominem-Gebashe hat das nichts zu tun, denn ich kritisiere seine Auffassung von Literatur und die Zweifelhaftigkeit des Artikels. Und dass ich ihn als arrogant empfinde, ist meine persönliche Meinung. Ich stelle seinen Charakter nicht als schlecht dar, ich glaube, du hast da was falsch verstanden. 🙂
Dieser Beitrag ist ein gewollt sarkastischer, provokanter Text. Das soll so. Ich hatte mir gar nicht zum Ziel gesetzt, einen rein sachlichen Beitrag ohne jegliche Spitzen oder Provokationen zu schreiben. 😀
So wahr! Ich habe den Originalartikel leider nicht gelesen, aber ich finde es unmöglich, dass eine so kleine Gruppe an Menschen meint bestimmen zu können, was „Literatur“ ist. Ganz ehrlich? Dann sollen sie halt ihr eigenes Ding machen und ihre langweiligen Schinken von vorgestern lesen. Was sagt mir denn Umberto Eco über mich, dass Kerstin Gier nicht viel einfacher ausdrücken könnte? Was kann ich von Schiller noch über mein Leben lernen? Es geht doch im Grunde darum, dass Literatur die Menschen berührt. Kann sie das nicht (mehr), ist sie wertlos. Wenn aber der Großteil der (jungen) Leser sich eher für Anna Todd begeistert, mit welchem Recht kann man ihr dann den Titel „Literatur“ absprechen?
Ich versuche mal, noch an den Originalartikel zu kommen!
Eben, Literatur soll ja nur eines: uns zu glücklichen Honigkuchenpferden machen! 🙂
Das „rutschen mit Geschrei durch den Bestsellerschlamm“ mag zwar etwas übertrieben formuliert sein, aber bei vielen Buchblogs durchaus wahr. Und liebe Saskia, wenn du dich selbst auf Twitter mit #alwaysfangirling bezeichnest, hat deine Erwiderung ein bisschen was von „oops, erwischt“.
Wenn ich mir die Kommentare hier so durchlese, missversteht ihr das Feuilleton mindestens genauso sehr, wie Jungen das „Familientreffen“ LitBlog. Persönlich kann ich weder mit dem Feuilleton und seinem Intellektualitätsanspruch etwas anfangen, noch mit den Fangirls in vielen Buchblogs, die sich darüber freuen, dass es „eine von ihnen“ geschafft hat und viele Bücher veröffentlicht.
Ui, da fährst aber die ganz schweren Geschütze auf, indem du einen Hashtag zitierst. 😀 Ich glaube, du missverstehst den Begriff „fangirlen“. Ich bin ebenso ein Fangirl von Mr. Darcy aus Pride and Prejudice wie auch von Penryn aus der Young Adult-Reihe „Angelfall“. Daher erscheint mir dein Argument nicht schlüssig. Und selbst WENN ich ein Poppy J. Anderson-Fangirl wäre: Was heißt hier „Oops, erwischt“? Damit begibst du dich auf direktem Wege auf Herrn Jungens Niveau, denn du implizierst damit, dass man seine Neigung zu bestimmten Genres maskieren und nicht dazu stehen sollte (jedenfalls ist dies genau das, was bei mir ankommt). Was ist das denn bitte für ein Argument? Ich bin negativ überrascht.
Ich missverstehe das Feuilleton nicht (kann hier aber nicht für andere sprechen). Der Beitrag ist gewollt spitz formuliert und soll keine Pauschalisierung darstellen, denn es gibt viele positive Artikel über Buchblogger. Doch darum ging es in diesem Beitrag ja gar nicht, sondern um ebenjene Sparte des Feuilletons, die auf Buchblogger und bestimmte Genres herabsieht.
Und liebe Aqua: Nächstes Mal besser nicht mit Hashtags anrücken. #justsaying 😀
Ein großartiger Beitrag! Danke!
Viele Grüße aus dem benachbarten Schlammloch!
Danke schön! 🙂
Ein ganz wunderbar geschriebener Beitrag un dich stehe voll dahinter. Bei der Gelegenheit oute ich mich dann auch mal als Bestsellerschlammrutscher und ich muss sagen: ich bin froh darüber und ich habe Spaß daran. Geistig unbewaffnete, wie Herrn Jungen, wird es wohl immer geben, aber das braucht uns Blogger eigentlich nicht zu stören. Wir wissen, dass wir gut sind und eine Bereicherung für die literarische Szene. Die Verlage haben es längst erkannt, denn oft sind wir es, die Literatur voranbringen.
Liebe Grüße
Jay (von Bücher wie Sterne)
Ein sehr schöner Artikel Ich habe mich ja meinerseits damals zum Artikel von Anna Maria Michel ausgelassen, mir im Nachhinein aber gedacht, dass das nichts bringt. Allerdings bringen diese Artikel den Feuilletonnisten ebenso wenig, außer vielleicht dass Armutszeugnis eines nicht weltoffenen, intolleranten, nur von sich und seiner Arbeit überzeugten Journalisten. Sehr gelungen fand ich den Teilsatz ‚muss tiefsitzende Zweifel an der eigenen Arbeit haben‘, denn das kam mir durchaus auch in den Sinn.
Viele Grüße
Tanja
Ganz wunderbarer Artikel, liebe Saskia! 🙂
[…] Who is Kafka und Stehlblüten wird die Arroganz und Engstirnigkeit des FAZ-Artikel Verfassers sehr Lesenswert […]
Sehr, sehr, sehr schöner Beitrag! Ja, wir doofen Hühner können aber auch nur Geschichten über die Liebe lesen, hübsche Cover in die Kamera halten, Seufzen und dann erzählen, dass unsere Lieblingsautorin gerade ein neues Werk veröffentlicht hat, welches dann in den Himmel gelobt wird.
Ich hab mich schon vor kurzen sehr über einen Beitrag eines WDR-Journalisten aufgeregt, der gerade sein Glück als Blogger sucht (https://mitsuki.wordpress.com/2016/04/15/blogger-unerwuenscht-vom-wandel-des-verlagswesens/ ) und ich rege mich wieder einmal über diesen FAZ-Beitrag auf. Warum ist Blogger-Bashing gerade aolch ein Trendsport bei den Feuilleton-Journalisten? Klar gibt es auch miese Buchblogs, aber gerade die großen haben ihre Berechtigung, weil sie gut recherchiert Texte schreiben. Huch, man könnte sagen, dass sie journalistische Arbeit betreiben. Moment und diese Mädchen studieren auch noch den gleichen Kram, den die ach so feinen Feuilleton-Männer studiert haben?! Und dann beschäftigen sich noch nicht mal alle Mädchen mit rosa Romanen, sondern lesen auch Klassiker oder Nobelpreisanwärter? Unerhört!
Spannend an den Vorwürfen finde ich immer, dass die Feuilletonisten genau das tun, was sie selbst kritisieren: Sie recherchieren bei ihren Buchblog-Kritiken nicht, sie bejubeln selber jeden Blödsinn, der von irgendeinem bekannten Autor kommt (auch Murakami und Eco haben schlechte Romane geschrieben) und sie nehmen ein ganzes Genre rein aus sonderbaren Idealen nicht wahr. Statt sich damit auseinander zu setzen weshalb YA-Literatur sich gerade so gut verkauft, wird jede Auseinandersetzung mit jener im Keim erstickt und mit Dreck beworfen. Dabei haben so viele erfolgreiche Autoren mit Jugendromanen begonnen. Salingers Fänger im Rogen zählt heute zu einem der Romane schlechthin und Goethes Sturm und Drang-Zeit hat eine ganze Epoche geprägt. Vielleicht sollte man anfangen darüber nachzudenken, was aus Autoren wie Green und Co einmal wird. Oder zu hinterfragen was es über eine Gesellschaft aussagt, die sich lieber in Dystopien und Fantasiewelten flieht…
[…] Insgesamt hat die “LitBlog Convention” auch über den Veranstaltungstag hinaus einmal mehr Diskussionen rund die Frage entfacht, welcher Wert BloggerInnen und ihrer Arbeit im Literaturbetrieb beigemessen wird. Stein des Anstoßes war u. a. ein bissiger Artikel von Oliver Jungen im FAZ-Feuilleton (auf faz.net nicht verfügbar). Jungen äußert sich über die Zielgruppe der “LitBlogConvention” u. a. wiefolgt: “Sie nennen sich Literaturblogger, rutschen mit Geschrei durch den Bestsellerschlamm und halten bei Youtube oder Facebook reihenweise beschwärmte Titel in die Kamera, von denen man in den Feuilletons des Landes nicht einmal ahnt, dass sie existieren […].” (“Wie entsteht ein Mega-Bestseller?”, in: FAZ, 6. Juni 2016)* Deutliche Worte findet dazu z. B. Literaturbloggerin Saskia (“Who is Kafka?”). […]
[…] Ich bin sicher, Ihr habt es alle mitbekommen. Einen wunderbaren Post dazu hat die liebe Saskia von Who is Kafka? geschrieben. Den Beitrag kann ich jedem nur ans Herz legen – gefolgt von Leselurch mit […]
Man man man, der werte Herr Jungen scheint sich aber relativ wenig auf Blogs umzusehen, was? Natürlich, manche Blogger lesen gern diese romantischen YAs, die manchmal nicht wirklich von einander variieren und dennoch auf jedem vierten Blog wieder aufgegriffen werden. Aber das liegt dann daran, dass der entsprechende Blogger das gerne liest. Ich habe mich in den letzten Tagen durch so viele Blogs teils gekämpft, teils wirklich gern geblättert (weil man ja gerne kommentieren und dafür vielleicht auch ein paar Klicks erhaschen möchte 😀 ) und finde, dass es eine atemberaubende Vielfalt an rezensierten Werken und Genres gibt, dazu noch Artikel, die sich nicht mit einzelnen Büchern befassen. Natürlich gehen einige immer auf Neuerscheinungen ein, lesen das Neueste vom Neuesten. Aber ist das denn falsch? Gerade da gibt es doch noch wenig Meinungen in den gängigen Portalen zu und mögliche Interessenten möchten vielleicht etwas darüber erfahren.
Aber ich glaube, das, was Herr Jungen am meisten vergisst, ist, dass das Feuilleton in meinen Augen immer ein wenig am Zeitgeist vorbei geht. Mein kleines Lokalblatt fragt wenigstens Buchhändler, was sich gerade gut verkauft und was sie selbst gerne lesen. Da geht es nicht darum, wie literarisch wertvoll etwas ist, sondern wie gerne man es liest, wie viel Freude es einem bereitet. Das Feuilleton hingegen stellte, wann immer ich einen Blick dort hinein geworfen habe, immer nur Bücher der Marke Deutscher Buchpreis vor. Vielleicht stilistisch herausragend geschrieben, aber trocken und langweilig. Bücher, die maximal dazu taugen, in 20 Jahren im Deutschunterricht zur Pflichtlektüre zu werden und damit die Kluft zwischen Lesern und Nichtlesern noch zu verschärfen. Nun kann man sagen, dass das, was die Masse will, selten gut ist und das Fernsehen als Beispiel wählen. Aber ich finde, das ist ein Vergleich der hinkt, denn im TV gibt es nur noch selten wirkliche Abwechslung. Die Sendungen, die vielleicht ‚wertvoll‘ sind, laufen gar nicht zu den Uhrzeiten, zu denen sie mit ‚Schund‘ konkurrieren würde. Im Buchmarkt gibt es aber alles gleichzeitig. Der Leser schaltet also nicht nur ‚weil sonst nichts läuft‘ Trash-TV ein, sondern er hat gleichzeitig die volle Auswahl aus allen Genres und allen Schreibstilen, oft sogar mit Leseprobe, damit er im Voraus sehen kann, was er sich anlacht. Entsprechend wählt er aus, was ihn wirklich anspricht, und ob das gut oder schlecht ist, hat ein Literaturkritiker in meinen Augen nicht so zu bewerten, dass er es als allgemeingültig hinstellt. Sich das herauszunehmen, halte ich nicht nur für arrogant, sondern auch für menschenverachtend.
Aber vielleicht mache ich gerade auch ein zu großes Fass auf. Ich finde es jedenfalls sehr absolutistisch, davon auszugehen, dass Bücher, nur weil ‚man in den Feuilletons des Landes nicht einmal ahnt, dass sie existieren‘, gleich schlecht sind oder gar die Menschen, die darüber schreiben, abwertet. Das beweist nur wieder aufs Neue, dass Literaten vollends den Kontakt zum normalen Leser verloren haben.
Aber das waren nur meine 10 Cent – oder eher 30. Eigentlich kann ich dir nur zustimmen, liebe ‚im Bestsellerschlamm rutschende Bloggerin‘ ;). Lass mir auch noch etwas Schlamm übrig, damit ich demonstrativ mitrutschen kann.
LG
Taaya von Let ‚em eat books
Das erinnert mich an meine Schulzeit, 8. Klasse. Es muss so um 1988 herum gewesen sein, da wurde in Deutsch der Stoffbereich „Trivialliteratur“ behandelt. Meist waren das Heftromane, wie z. B. Jerry Cotton, die wöchentlich in Reihen erschienen. Für unserem Lehrer war das Trivialliteratur, also einfachste Literatur, ohne recht viel Anspruch. Mich hat das damals schon aufgeregt, weil wer kann schon wirklich sagen, was „trivial“ ist? Jeder empfindet das anders. Unser Lehrer wollte darüber auch nichts diskutieren. Für ihn war das einfach unumstößlich. Heftromane = Trivial = Schund. Wenige Jahre später hat Marcel Reich-Ranicki in einer Talkshow eben diesen Aspekt aufgegriffen und gemeint, er könne absolut nicht sagen, was trivial wäre und was nicht. Niemand könne das für sich in Anspruch nehmen und er würde es sich auch nicht anmaßen über Literatur so zu urteilen. Recht hatte er!
Man kann sicherlich ein Buch kritisieren, sowohl positiv, als auch negativ. Aber Literatur in ein Schema zu pressen und zu sagen, „Das hier ist gut und das hier aber schlecht“, wäre höchst anmaßend in meinen Augen. Ich habe schon Bücher gelesen, die in den Medien über den grünen Klee gelobt wurden und fand sie selbst so platt, langweilog und niveaulos, dass ich es sicher niemandem weiterempfehlen würde. Da sich über Geschmacl jedoch nicht streiten lässt, läge es mir fern, es pauschal als Schund/trivial abzutun.
Viele Grüße
Jay
[…] Who is Kafka?: Der neue alte Chic: Buchblogger-Ranting im Feuilleton […]
Ich bin zwar ziemlich spät dran, aber nachdem ich grade in Frau Margaretes Rückblick auf deinen Post gestoßen bin, muss ich doch auch noch was dazu sagen – nämlich dass ich absolut traurig oder doch schon empört bin, wie Recht du hast. Das ist ja leider nicht das erste Mal, dass Journalisten sich so abfällig über uns Blogger äußern und da stellt sich doch immer die Frage, ob sie sich bedroht fühlen?
Ich bin jedenfalls froh, dass ich nur deine Zitate und nicht den gesamten Bericht gelesen habe – ich glaube, ich hätte mich sonst maßlos aufgeregt. Daher kann ich auch vollkommen verstehen, dass du dir hier einmal Luft machen musstest. Und deinen Ärger hast du ziemlich gut formuliert, meinen Respekt dafür!
Schade, dass diese Leute, die sich nur beschweren und nicht über den Tellerrand hinaus blicken können, nicht darüber nachdenken werden. Aber letztendlich kann es uns ja egal sein: Wir wissen ja, dass wir nicht so sind, wie sie uns gerne darstellen 😉
Huhu!
Ja, ich fand den Beitrag von Herrn Jungen auch unglaublich schlecht geschrieben, ohne wirklich fundierte Argumente – pure Polemik. Aber ich sehe das inzwischen gelassen: ich mache mein Ding, es macht mir Spaß… Die Buchhandlung im Nachbarort gestaltet morgen ein Schaufenster mit Büchern, die Buchblogger empfehlen – die Buchblogger (ich inklusive) wurden angesprochen und gefragt, ob wir nicht Lust hätten zu einem oder zwei Bücher ein paar Sätze zu schreiben. Für mich auch ein Zeichen, dass Buchblogger inzwischen einfach ein Teil der Literaturszene sind, auch wenn das dem Feuilleton nicht passt.
Ehrlich, es gibt eine Menge Buchblogger und Booktuber, deren Geschmack überhaupt nicht meinem entspricht. Ich kratze mir manchmal am Kopf, wenn ein Booktuber zwar jeden Woche einen neuen Haul vor die Kamera wuchtet, aber dann nie darüber berichtet, die Bücher tatsächlich gelesen zu haben. (Und trotzdem macht es Spaß, sich einen Haul und die Begeisterung, mit der die Bücher ausgepackt werden, anzusehen.) Viele Bücher, die von einer breiten Leserschaft heiß geliebt werden, sagen mir gar nix, und bei vielen muss ich sogar gestehen, dass ich sie qualitativ nicht gut finde.
So what? Was uns verbindet ist, dass wir Bücher lieben, aber das heißt nicht, dass wir alle die GLEICHEN Bücher lieben müssen. Außerdem bin ich nicht der Nabel der Welt – was mir durchaus bewusst ist, während ich bei Herrn Jungen und Kollegen manchmal bezweifle.
Brauchen wir das Feuilleton? Eigentlich nicht. Natürlich wäre es schön, wenn wir ein wenig ernstgenommen würden, aber das wird in absehbarer Zukunft wohl nicht passieren.
LG,
Mikka
GENAU. DAS.
Schade, dass ich das hier erst so spät sehe 🙂
Hey Theresa,
freut mich, dass du auch so denkst. 🙂 Ach, ist doch nie zu spät! 🙂
Liebe Grüße
saskia
Actually no matter if someone doesn’t be aware of afterward its up to other viewers that they
will assist, so here it happens.
I love looking through an article that can make men and women think.
Also, thanks for allowing me to comment!
Das Feuilleton hat einen anderen Anspruch, es will Bücher in die Literatur- und Ideengeschichte einordnen und kreative Leistungen würdigen. Manchmal erkennt man an einem Buch, dass die Kriteriker feiern, warum sie es feiern, aber man erkennt auch, warum die Leser es nicht feiern werden. Das gilt beispielsweise für Kraft von Lüscher, der einiges an Vorbildung voraussetzt.
Und nicht alle Bücher, die im Feuilleton gefeiert werden, sind deswegen langweilig und trocken.
Vielleicht fehlen Büchern, die Unterhaltung mit Anspruch verbinden, oder besser zu wenige.
Hey Bach,
das ist wahr, das Feuilleton geht anders an die Literaturkritik heran. Genau aus diesem Grund jedoch lesen immer weniger Menschen Literaturkritiken im Feuilleton. Ich selbst ertrage solche hochgestochenen Texte auch nicht und frage mich meist, ob der Autor des Artikels insgeheim nicht einfach nur angeben möchte. Als Germanistin interessiert mich durchaus, was das Feuilleton zu diesem oder jenem Buch zu sagen hat, doch es gibt da so einige Feuilletonisten, die mir derartig auf den Keks gehen, dass ich ihre Literaturkritiken nicht ohne Aggressionen lesen kann. Also lasse ich es lieber ganz.
Natürlich sind nicht alle Bücher, die im Feuilleton gefeiert werden, langweilig und trocken – hat ja auch niemand behauptet. Ich finde bloß, dass das Feuilleton es nicht schafft, Lust auf Bücher zu machen, und das wäre doch der eigentliche Sinn solcher Artikel. Fachliche Analysen kann ich mir auch in tatsächlichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen durchlesen. Ich finde einfach, im Feuilleton wird die Literatur nicht mit genügend liebevoller Hingabe besprochen.
Liebe Grüße
Saskia
Hey Saskia,
toller Artikel von dir, irre. Ich bin fassungslos, was da ein alter Mann so über die Zukunft der Literatur, nämlich die Blogger und die neuen Autoren, schreibt.
Once in a while blow your own damn mind!
Bei diesem Zitat muss ich immer an dich denken – Gut, dass es euch gibt!
Anne
Hey Saskia,
toller Artikel von dir, irre. Ich bin fassungslos, was da ein alter Mann so über die Zukunft der Literatur, nämlich die Blogger und die neuen Autoren, schreibt.
Once in a while blow your own damn mind!
Bei diesem Zitat muss ich immer an dich denken – Gut, dass es euch gibt!
Anne
Liebe Anne,
ja, fürchterlich, oder? Aber wir machen einfach unser Ding! 😀
Und ah, da fühl ich mich ja richtig geschmeichelt. ♥
Liebe Grüße
Saskia